Teufel komm raus!

Ich wollte mal eine kurze Rückmeldung geben. Vor etlicher Zeit habe ich mal gejammert, dass „meine“ Kopfhörer im Eimer waren. Daran hat sich bis heute leider nicht überraschend was geändert. Geändert hat sich mit der Hochzeit die Finanzlage bei uns, was mir ermöglicht hat, neue zu kaufen. Die Nachfolger meines alten Modells – die legendären DT880er von Beyerdynamic – sind es nicht geworden. Leider. Irgendwie. Ganz ehrlich: Mein Verdienst müsste sich um ein paar Klassen erhöhen, um es nicht obszön zu finden, für gelegentliches Musikhören 300 € für die Kopfhörer auszugeben. Die alten habe ich ja mehr oder weniger unwissend genutzt, ich ignorantes Arschloch. Empfehlen würde ich sie immer noch jedem, der den Preis zahlen kann.

OK, irgendwelche neuen hab ich ja dennoch gebraucht. In den Kommentaren zum alten Post sind ja von euch jede Menge Empfehlungen reingeschwappt, die ich mir allesamt zu Herzen genommen habe. Gut, einige waren preislich aus dem Rahmen, aber ich hab alle irgendwie abgeklopft und wenn möglich mehrere Tests gelesen. Am Ende stand eine Preis- und Emotionsentscheidung: Die Teufel Aureol Massive.

Mir war klar, dass ich keine 20€-Kopfhörer für meine Ansprüche brauchen kann, welche für 200 € konnte und wollte ich mir nicht leisten. Die Teufel schienen mit 70 € ein wirklich guter Kompromiss zu sein und nach dem ersten Testhören bin ich nicht enttäuscht. Nein, eher begeistert.

Mein Problem mit Kopfhörern ist ja: Ich brauche sie zum lauten Musikhören! Ich lebe in einer Wohngegend, in der Schreien zum anerkannten Sozialverhalten gerade unter Ehepartnern zählt, da kann ich mit Metal auf Zimmerlautstärke nachts niemanden ärgern. Aber beim Durchspülen der Birne braucht man dann ja nicht unbedingt Kollateralschäden in den 5 umliegenden Wohnungen. Und natürlich sind große Lautstärken bei Lautsprechern schwierig. Beim einen kreischen einem die Höhen die letzten Fetzen Trommelfell aus den Ohren, beim nächsten zerfetzt schon der leiseste Hauch von Bass die ersten Membranen und produziert nur noch knackendes Sound-Gequarke. Bei meiner Musikvorliebe zwischen Metal und HipHop kommt man da schnell an Grenzen. Und wenn man dann den „ultracoolen DJ-Profi-Party-Bass-Boost-Mega-Ear-Fledderer 5000+“ auf dem Ohr hat, merkt man, dass er eine Detailwiedergabe hat, als ob man sich gerade DVDs auf einem Monochrom-Display von 1980 ansieht.

Gleich vorweg: Im letzten Punkt scheinen mir die Teufel durchaus Nachholbedarf zu haben. Die gute alte Delicate Sound of Thunder
von Pink Floyd liefert zwar eine beeindruckende Bass-Line bei One of these Days, beim Intro von Time klingt aber die ein oder andere Glocke durchaus etwas dünner als über die Boxen. Dafür glänzt eine meiner Lieblings-Live-DVDs, die San-Diego-Aufnahme von der Binge & Purge von Metallica hier besonders. Während sie über die DT880er (und meinen PC) ein bisschen schwachbrüstig wirkte, knallt es mit den Teufeln richtig. Fazit: Ein bisschen basslastig sind sie. Das will ich nicht unbedingt gutheißen, aber ich kann ihre Eskapaden mit meinem Marantz-Verstärker ggf. problemlos  ausbügeln. Fürs Violent Brain Resetting via Noise sind sie jedenfalls große Klasse! 🙂

Ja, und dann die Lieferung. Die war fix binnen anderthalb Tagen. Der Umfang kann sich erst recht sehen lassen. Ich weiss nicht, was andere Hersteller zu Kopfhörern dieser Preisklasse beilegen, aber ich finde 2 unterschiedliche Kabel zuzüglich aufschraubbarem (und wohl vergoldetem) Adapter grandios. Insbesondere, da es sicher ein Glaubenskrieg ist, ob man nun glatte oder Spiralkabel bevorzugt. Kopfhörerseitig sind die Stecker verriegelbar – was allerdings auch notwendig ist. Dennoch: Austauschbare Kabel sind immerhin mehr, als meine alten Beyerdynamic zu bieten hatten.

Zur Dauerbequemlichlkeit kann ich noch nichts sagen, aber nach ein bis zwei Stunden sitzen sie noch recht gut – trotz meines Quadratschädels mit erhöhtem Transpirationsfaktor.

Einen direkten Vergleich zu den DT880ern kann ich nicht mehr machen. Ich hüte mich aber ohnehin vor der Aussage, diese könnten durch so einen ungestümen Jungspund an die Wand gespielt werden. Wenn es allerdings mal basslastiger sein soll, dann haben die Teufel hier ihre Stärken. Fuck, was rockt das gerade 😀

PS:

Ich kriege für den Text hier kein Geld, ehrlich! OK, die Amazon-Links sind Ref-Links. Aber die Teufel flashen mich gerade echt. Danke nochmal an Arne wegen seinem Hinweis damals!

7 Comments

Filed under Haushalt, Vermischtes

7 Responses to Teufel komm raus!

  1. Allein der Name rockt schon! VIEL SPAß DAMIT!!! (Ich schreib mal etwas lauter…)

  2. Arne

    Schön, dass dir die Dinger gefallen. Ich hoffe mal, dass sie so lange halten werden, wie deine Beyerdynamic-Kopfhörer.

    Sehr praktisch sind auch die Eisenteile am Kopfhörer. Ich habe mir ein altes Mikro aus einem 15€-Headset ausgeschlachtet. Anschließend wurde es mit zwei Kabelbindern und einem alten Festplattenmagneten ausgerüstet und kann jetzt als „Addon“ an den Kopfhörer geklipst werden. Headset ahoi!

  3. Kommentator

    Moin Sash,
    „violent brain resetting“, sehr schön formuliert 🙂

    Ich suche auch schon seit längerer Zeit aufsetzbare Kopfhörer (für unterwegs und „im Ohr“ nutze ich Philips SHE 6000, die einen ausgewogenen und dabei satten, fast „fetten“ Klang haben und auch bei hohen Lautstärken nicht rumquaken oder flattern; der Tragekomfort ist aber leider nach einigen Stunden fürn A…., „in ear“ halt). Was ich mich bzw. jetzt Dich frage: Wie laut nach außen, also für Deine Umgebung, klingen denn die Teufel? Klar werden die nicht alles schlucken, aber was bekommt denn die Umwelt zu hören, gerade, wenn man es krachen läßt?

    @Will Sagen:
    ICH HÖRE AUCH GERADE LAUT MUSIK, KONNTE DICH ABER TROTZDEM DANK DEINER BLOCKSCHRIFT GUT LESEN 🙂

  4. @Will Sagen:
    DANKE!!! 😉

    @Arne:
    Mit Magneten da rumfummeln? Bist du sicher, dass das gesund für die Teile ist?

    @Kommentator:
    Das ist natürlich eine schwere Frage, wie soll ich die vernünftig beantworten. Ich hab schließlich Kopfhörer auf 😉
    Nee, im Ernst: Im Vergleich zu den alten DT880ern lassen sie so gut wie nix durch. Ich hab das Gefühl, sie schließen relativ dicht (beim Aufsetzen stellt sich auch sofort diese „Taubheits“-Gefühl ein), wenn ich sie vor mir auf den Tisch lege (Muscheln nach unten), unterscheidet ein sehr leichter Druck mit den Fingern zwischen „Kann den Song nicht erkennen“ und „Welches Kind hört hier wieder mit seinem plärrigen Handy in der U-Bahn Musik?“
    Also ich denke, dass es Kopfhörer für die Wohnung sind, nicht für unterwegs. Aber Musikhören während jemand anders im selben Zimmer fernsieht, halte ich prinzipiell für machbar.

  5. Dann erst einmal fröhliches Lauschen und hoffentlich fangt ihr zwei beiden nicht jetzt auch an, schreiend zu konversieren – man muss ja nicht alles den Nachbarn nachmachen 🙂

    Ich selbst lausche mit dem Philips-Bluetooth-Kopfhörer SBH9001 – ist auf dem Fahrrad ganz nett, wenn da kein Kabel zwischen Smartphone und Ohren baumelt, und in Hotelzimmern wird das Filmegucken auch angenehmer mit Bewegungsfreiheit, das Ding lässt sich aber auch ganz klassisch per Kabel an jede analoge Tonquelle anstöpseln. Habe keinen Vergleich zur Topliga von Sennheiser oder Beyerdynamic, aber ich mag den Klang (und bin mit der Lautstärke sowas von zufrieden, seit die Schätzchen in einem überfüllten Mehrzweckwagen der DB Regio erfolgreich eine etwa zwanzigköpfige Gruppe Fußballfans akustisch ausblenden konnten 😀 )

  6. Arne

    @Sash: Der Magnet hält sich am Scharnier über der Ohrmuschel fest, also kein Magnetfeld für die Lautsprecher selbst 😉

  7. Kommentator

    @Sash:
    Danke! Ein Fingerdruck, wenn die Muscheln plan auf der Tischplatte liegen, und es erklingt nur noch leichtes Säuseln – das klingt genau nach dem, was ich suche.
    Und dass Dir eine passende Beschreibung gelingt, war klar… Irgendwann, wenn Du zum x-ten Mal die Bestsellerlisten anführst, werden wir auf die Anfänge „damals im Blog“ zurückschauen und sagen: „Wir wußten schon damals, was in ihm steckt…“ 😉

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