THF/3.400.000

Und einmal mehr bin ich via Aros Blog auf was interessantes gestoßen:

Die von der taz flankierte Forderung, das Gelände des ehemaligen Flughafens Tempelhof unter allen Berlinern aufzuteilen.

Das Plädoyer in der taz

Erste Reaktionen (auch taz)

Seit einem Jahr ist der ehemalige Flughafen nun Geschichte. Der Volksentscheid brachte den Befürwortern nicht genug Stimmen, sodass seit November letzten Jahres über den Dächern der Anwohner tatsächlich Ruhe eingekehrt ist. Die nun funktionslose Fläche hat ziemlich genau die Ausmaße des Central Park in New York City und stellt die Stadt genau wegen ihrer Einzigartigkeit wieder vor ein Problem:

Was zur Hölle macht man als finanziell klamme Millionenstadt mit plötzlich auftauchenden 340 Hektar Freifläche? Zumal natürlich jeder dahergelaufene Vollspaten irgendwelche Pläne hat.

Die Meinungen über die sinnvollste Nutzung gehen weit auseinander. Vom Senat über Wirtschaftsgrößen bis zu Bürgerinitiativen und Autonomen scheint jeder eine eigene Idealvorstellung vom zukünftigen Treiben dort zu haben. So reichen die Vorschläge auch von Technologieparks über Nobel-Wohn-Viertel bis zu Volksparks und gar der Errichtung eines Berges.

Nun allerdings kam ein nicht uninteressanter Vorschlag zum Thema:

Man teilt das Flughafengelände unter den Berliner Bürgern auf. Durch die zufällige Übereinstimmung zwischen Flugfeldgröße und Einwohnerzahl bliebe für jeden Berliner ein symbolträchtiger Quadratmeter zur persönlichen Gestaltung.

Der Vorschlag versteht sich als radikal- und basisdemokratisches Experiment.

In genau diesem Punkt finde ich die Sache auch interessant. Denn natürlich wäre es beinahe die bekloppteste Idee seit Existenz des Flughafens, das Feld in einen Wald von Schildern zu verwandeln, auf denen jeder – einer pro Quadratmeter – seine Ansprüche kundtut. Aber genau das wäre auch kaum zu erwarten. Der eine Quadratmeter hat für sich genommen keinen sonderlich hohen Nutzwert – da der Raum nicht einmal ausreichend wäre, ein Bett dort unterzubringen. So ist es das wahrscheinlichste, dass sich neben ein paar exzentrischen Eigenbrödlern durchaus Initiativen finden würden, die für größere Projekte Verbündete suchen.

So wäre es durchaus denkbar, dass am Ende von den vielen schon existenten, teilweise halbgaren Vorschlägen einige tatsächlich durchgesetzt werden könnten. Was sind schon 7.500 Leute in Berlin? So viel wären nötig, um beispielsweise einem Fußballplatz seinen Platz zu sichern. Genügend Anhänger für großflächige Grünanlagen, Spielplätze, Wiesen und dergleichen finden sich wahrscheinlich schon unter den Anwohnern.

Natürlich wäre eine derartige Aktion mit der Gefahr verbunden, dass auch selten dämliche Projekte ihren Platz finden würden. Aber wenigstens wäre diese Dämlichkeit ein Abbild der Berliner Bürger, jedes dort entstehende Chaos würde höchstens die Stadt treffend beschreiben und wenn man sich jetzt überlegt, was für ein gewaltiges Potenzial diese Lösung bereithalten könnte, wenn es nicht zum „Worst Case“ kommt… dann kann man fast überwältigt sein.

Ich meine, wir reden hier von Platz für soziale Projekte, von Stadtverschönerung, von Platz für Kunst im öffentlichen Raum. Und vielleicht auch von Schwachsinn, den ich heute nicht einmal abschätzen kann.

Die Wahrscheinlichkeit, dass der Vorschlag gehört wird, ja gar umgesetzt wird, ist natürlich denkbar gering.

Die Stadt hat mit einer verödenden Wiese ja wahrlich viel zu verlieren bei dieser Aktion. Am Geld – so mutmaße ich mal – wird es indes wohl eher nicht scheitern, da ich denke, dass sich die Menschen ihre persönlichen Lieblingsprojekte durchaus was kosten lassen würden.

Wie ihr merkt: Mir gefällt der Gedanke. Wie so oft bei Einzelaktionen wäre das sicher kein Meilenstein in der Weltgeschichte, aber die Vorstellung, etwas völlig unabsehbares anzugehen und etwas derart innovatives zu fördern, finde ich extrem anregend.

Natürlich gäbe es eine Menge Detailfragen zu klären, eine Menge Strukturen zu erschaffen, um das Ganze durchführen zu können und es wäre mit Sicherheit nicht einfach mal kurz in ein paar Wochen erledigt. Aber diese Probleme ergeben sich bei den meisten „konventionellen“ Ideen auch.

Ehrlich gesagt: Ich wüsste gerade auch noch nicht, wofür ich meinen Quadratmeter nutzen oder zur Verfügung stellen würde. Sicher jedoch nicht für neue Bürogebäude oder einen neuen Flughafen…

Und das ausschließen zu können, wäre doch auch schon schön 🙂

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Filed under Medien, Politik

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