Rettungsanker VG Wort

Die VG Wort lässt sich dieses Jahr Zeit. Wegen eines Rechtsstreits, bei dem es um die Tantiemenaufteilung zwischen Verlagen und Autoren geht – was mich nicht betrifft – ist die Auszahlung dieses Jahr irgendwie auf der Kippe gestanden, verschoben worden – man weiß es nicht so genau. Die Transparenz der Verwertungsgesellschaft ist nach wie vor in etwa mit der von Atombunkern zu vergleichen. Nur nicht verraten, wann warum und wie viel man zahlt oder was man sonst so macht!

Ich melde als einer von zigtausenden Autoren meine Texte dort, deren Zweitverwertung ist mir nämlich im Grunde schnuppe. Und wenn da ein Topf rumsteht, aus dem man als Autor öffentlich verfügbarer Texte pauschal Geld kriegen kann, dann nehme ich das gerne an – wenngleich ich es nach wie vor für eine gewagte These halte, dass man als Blogger tatsächlich eine Entschädigung in diesem Ausmaß bräuchte. Ich habe zumindest noch nicht wirklich gehört, dass jemand meine Texte weiterkopiert und an Bedürftige verteilt.

Aber ich muss ehrlich sein: Es ist verdammt schwer, sich das Schreiben zu finanzieren. Es ist zwar billig von den Materialkosten, es leidet aber enorm die Zeit darunter. Und zwar so viel, dass man sie ungern von seiner Freizeit abknappen will. So handhabe ich es auch, ich fahre seit GNIT erfolgreich ist wesentlich weniger Taxi. Ich würde gerne mehr arbeiten, aber was würde dann aus Blogs und Büchern?

Und da trotz allen Erfolgs Flattr, ein paar Ref-Links auf Amazon und ein bisschen Werbung bei Google eben auch höchstens ein Taschengeld abwerfen – bei GNIT und Sashs Blog zusammen etwas über 50 € pro Monat – bin ich doch recht froh, dass es die VG Wort gibt.

Die hat sich dieses Jahr wieder das große Sparen auf die Fahnen geschrieben und an allen Ecken gekürzt. Für die 1.500 Zugriffe auf einen Text gab es letztes Jahr noch 15 €, dieses Jahr einen Zehner. Bei der zweiten Stufe wurde nicht nur der Betrag auf 15 € gekürzt (von 20), sondern auch die Mindestzugriffszahl von 3.000 auf 6.000 erhöht. Und wie immer hat man das erst nach Ablauf des Jahres (die Zahlung jetzt ist für 2011!) erfahren und eine Aufstellung welche Texte nun welche Stufe erreicht haben, gibt es immer noch nicht.

Da ich über das Jahr hinweg hier und da wieder ein paar Euro leihweise aus meiner Kasse, aus der Haushaltskasse und vom Dispo in Anspruch nehmen musste, wartete ich also schon ein wenig wie auf glühenden Kohlen sitzend auf die Überweisung, bzw. den Brief, in dem steht, wie viel Geld es jetzt eigentlich ist. Und da war ich sicher nicht alleine.

Ziemlich einsam bin ich aber wahrscheinlich bei der Summe. Ich falle nach wie vor in eine goldene Lücke des Systems: viele Leser bei vielen langen Texten. So viel Glück haben die wenigsten Blogger. Und heute Nacht dann – ausgerechnet nachdem mein Wochenende so mies lief wie sonstnochwas – lag endlich der Brief im Briefkasten. Ich denke, die Blogger unter euch sollten sich jetzt besser festhalten:

Wow! Quelle: VG Wort

Ein paar Altlasten bin ich damit los, nächstes Jahr kommen dann die schwarzen Zahlen auch auf dem Konto … 😀

Das Geld hätte ich in der entsprechenden Zeit natürlich auch locker im Taxi machen können, aber so gefällt es mir doch besser. Und hey, deswegen muss ich auch mal ganz deutlich sagen: Danke, dass ihr alle meine Texte lest! Denn genau deswegen bekomme ich dieses Geld!

29 Comments

Filed under Haushalt, Medien, Vermischtes

29 Responses to Rettungsanker VG Wort

  1. mt

    Wow, so eine Zahl möchte ich auch mal dort stehen sehen. 😉

    Glückwunsch sag ich jetzt nicht, da Du Dir das ja wirklich mit sehr viel Fleiß und Aufwand erarbeitet hast.

    Aber lasst uns mal gemeinsam hoffen, das die Kürzung im nächsten Jahr nicht wieder so drastisch ausfällt, sonst lohnt es sich nämlich irgendwann gar nicht mehr.

    Richtig ärgerlich finde ich aber auch, dass man es bei dem Laden immer noch nicht schafft, mal eine Einzelaufstellung zu liefern. Das würde die Abrechnung doch etwas transparenter machen. Wobei das vielleicht auch gar nicht gewollt ist?!

    Aber was rege ich mich auf, ich bin ja mit der Summe auf meiner Abrechnung auch noch halbwegs zufrieden…

  2. mt

    Ach übrigens, Du solltest mal ein Plugin einbauen, mit dem man die Kommentare nachträglich noch bearbeiten kann…

    Dass ich beim zweiten „das“ oben ein „s“ vergessen habe weil das „das“ dort „dass“ heißen müsste, ist mir richtig peinlich.

  3. OMG! – ich glaub, das hab ich bisher noch niemals geschrieben – erst recht nicht in großbuchstaben. 😉

    warten ist zwar mistig und transparenz wichtig! aber so eine summe lässt einen schon vor glück zittern – nicht wahr. 😉 glückwunsch jedenfalls! – und verdient (im beidseitigem wortsinn) hast du es allemal! ich lese hier immer gerne….

  4. anonym

    Hi,
    ich schreib sonst nie Kommentare, lese aber fleißig hauptsächlich bei deinem Taxi-Blog mit…
    …wollte nur anmerken, dass man auch wenn man Internetanschluss hat, durchaus als bedürftig durchgehen kann – oder an der Grenze dazu stehen. Bezieht sich auf: „Ich habe zumindest noch nicht wirklich gehört, dass jemand meine Texte weiterkopiert und an Bedürftige verteilt.“ Mir ists jedenfalls auch lieber, du fährst, weniger Taxi und schreibst mehr zu – unter anderem auch – meiner Unterhaltung 🙂 – Danke dafür und viel Erfolg weiterhin!!

  5. anonym

    Musst du das eigentlich versteuern? Wär ja doof, wenn dann gleich wieder ein Großteil weg ist…

  6. @mt:
    Wer will das nicht da stehen haben? 🙂
    Das mit dem Plugin: Ja, vielleicht mal. Aber ehrlich gesagt, ich finde einzelne Rechtschreibfehler jetzt nicht soo dramatisch. Manche korrigiere ich ja nicht einmal in meinen Artikeln 😉

    @Sarah Maria:
    So eine Summe bringt einen sogar dazu, mal spontan um Mitternacht im Treppenhaus laut zu schreien … 😀
    Und danke für die netten Worte!

    @anonym:
    Das mit dem „bedürftig“ war auch keinesfalls wörtlich zu nehmen. Und danke! 🙂

    @anonym:
    Klar muss ich das versteuern. Allerdings war das mit dem weniger verdienen ernst gemeint. Ich komme mit dem Taxifahren eher nicht bis zum Freibetrag, sodass ein Teil der Einnahmen durchs Schreiben dennoch steuerfrei sein wird. Aber grundsätzlich sind das natürlich Einnahmen, die ich als Freiberufler mache und damit anrechenbar. Ebenso wie Flattr und die Werbeeinnahmen.

  7. Wow. Da hast du ja dann richtig viele Leser, die auch lesen.

  8. hartmut

    Als weitgehend reiner RSS-Leser besteht zwischen mir und der VGW vermutlich ein Verhältnis gegenseiter Ignoranz? Oder werden Feed-Zugriffe auch irgendwie mit eingerechnet da?

  9. Chris

    Das Thema RSS wuerd mich auch mal interessieren! Ich lese GNIT etc ausschliesslich via Google Reader.

  10. @ednong:
    Scheinbar. 🙂

    @hartmut und Chris:
    Der Zählpixel von VG Wort ist ein Bild. Und das ist im Feed genauso enthalten wie die anderen Bilder auch. Wenn ihr also im Reader nicht das Laden von Bildern unterbindet, wird euer Aufruf ebenso mitgezählt.

  11. Regina

    Ich lese Dein Blog noch nicht lange, aber mit Begeisterung.
    Falls ich Dich und Dein Taxi mal sehen sollte, will ich ein Foto!

  12. @Regina:
    Das lässt sich sicher machen. 🙂
    Und es freut mich, dass Du gerne liest, was ich schreibe.

  13. Bernd K.

    Super! ich gratuliere und freu mich mit. Eine echte „win-win-Situation“ für alle. Du bekommst Geld, deine Leser jeden Tag eine neue Geschichte und irgendwie zahlt keiner so „richtig“ dafür. (Außer für neue Drucker, USB-Sticks etc.)
    Ja, lass schon mal die ersten 1000 Autogrammkarten drucken 😉

  14. @Bernd K.:
    Ach, das geht dann im Bedarfsfall schnell … 😉

  15. Matthias

    Whoa Alter scheiß die Wand an!

  16. @Matthias:
    Ja, manche Dinge kann ich wohl … 😉

  17. Wer gut schreibt wird gerne gelesen.
    Und bei dem Zeitaufwand hast Du Dir das Geld auch verdient.

    Da ich nicht (lesenswert )schreiben kann, fotografiere ich lieber 😉

  18. idriel

    Ich helfe ja gern – und lese daher auch gern weiterhin mit! 😉

  19. @lichterspiele:
    So hat ja jeder sein Steckenpferd. 🙂

    @idriel:
    Und auch Dir vielen Dank dafür!

  20. Neee Sash, ich sage DANKE für die vielen tollen Texte! Ich finde, du hast dir das vollkommen verdient!
    (ein bisschen neidisch bin ich auch aber ich hab weder eine so gute Schreibe wie du noch so spannende Themen, von daher ist das schon genau richtig so, dass du damit Geld verdienen kannst!)

  21. @Blogolade:
    Danke! Ich weiß das zu schätzen! Und hey, ich bin schon stolz drauf, das trotz dieses Betrags bisher kein Troll aufgetaucht ist …
    Zum Rest deines Kommentars:
    Ganz ehrlich: Die „gute Schreibe“ ist eine Entwicklung, die jahrelanges Bloggen (also schreiben allgemein) so mit sich bringt. Und die Themen … na, mal ehrlich: die sind nicht spannend, das liegt wieder an der „Schreibe“.
    (ich geb’s zu, ich mag das Wort nicht!)
    Deswegen bilde ich mir oft ein, das könne ja jeder. Inzwischen weiß ich auch, dass das nicht so ist – bzw. allenfalls eben unter Aufwendung meiner Mittel (nur selten arbeiten).
    Es ist wie bei allem: auch ich koche nur mit Wasser, aber wenn am Ende was dabei rauskommt, das gemeinhin als gut gilt, dann passt wohl alles 🙂

  22. Stuttgarter

    Hallo Sash,
    ich lese seit Monaten still bei GNIT mit und freue mich täglich über lesenswerte Beiträge. Und jetzt das – wow!
    Dir sei jeder Cent und noch mehr gegönnt, ich freue mich unbekannterweise mit Dir mit.
    Schade aber nur, dass Du nicht mehr in S fährst. Dann wär’s (für mich zumindest) noch interessanter. Das Stuttgarter Taxiblog von Mia dämmert leider etwas vor sich hin.
    Mach weiter so!

  23. @Stuttgarter:
    Ja, aber mein Job in Stuttgart gab nicht so viel interessantes her. Wäre ich da schon Taxi gefahren, Mann mann mann! 🙂
    Aber danke jedenfalls für die netten Worte!

  24. Stuttgarter

    Sash,
    rein aus Neugierde: Würdest Du uns hier verraten, aus welchem Eck von S Du kommst?

  25. @Stuttgarter:
    Das war nie ein Geheimnis. Ich bin in Gablenberg groß geworden (Libanonstraße und Schlößlestraße), in meiner Jugend hab ich in Cannstatt gewohnt (Ebitzweg), dann bin ich in eine WG wieder in Gablenberg (Teichstraße) gezogen. Und von dort dann nach Berlin.
    Was Stuttgart angeht, war ich also genauso ein Kind des Ostens wie jetzt in Berlin 😉

  26. koma

    na das ist doch mal ne amtliche Summe.
    Nur bitte mach weiter so und fahr auch noch ein bisschen Taxi, denn das T in GNIT steht doch dafür und ohne das würde es ja auch diese ganzen Geschichten nicht geben.

  27. @koma:
    Ach, nur mal keine Sorge. Tatsächlich reichen für GNIT in der Regel 2 gute Wochenendschichten …
    Und wie ich privat gerne zu erwähnen weiß: wahrscheinlich würde ich mir den Spaß nicht mal nach einem Lottogewinn komplett entgehen lassen. Ergo: beim Geld ist noch Luft nach oben! 😉

  28. LoSta

    Hallo Sash,

    sind die Zählpixel nur ein Jahr gültig, oder bekommt man im zweiten Jahr wieder die Möglichkeit eine „Meldung“ für ein altes Pixel zu erstellen? Zählen die in Kalenderjahren oder wie berechnet sich das METIS-Jahr?

    Vielen Dank
    LoSta

  29. @LoSta:
    Die Zählpixel muss man nur einmal erstellen und wird bei Erreichen der Mindestanzahl an Zugriffen in den folgenden Jahren einfach wieder gemeldet.
    Es zählen die Kalenderjahre, die Meldung erfolgt im Frühling bis Sommer des Folgejahres, die Auszahlung dann im Oktober. Also muss man die Zugriffe für 2013 ab Mai 2014 melden und Oktober 2014 werden sie dann bezahlt.

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