Monthly Archives: November 2011

S‘ Eigentliche

Reisen, Röcheln, Riesenkraken 6

Was man bei den 5 Einträgen bisher manchmal beinahe vergessen kann: Ozie und ich waren ja tatsächlich aus einem bestimmten Grund in Stuttgart. Unter all den Terminen und Besuchen ging es auch tatsächlich zweimal zum Standesamt. Zweimal? Ja. Erfreulicherweise war das allerdings geplant und nicht etwa auf den verlorenen Ausweis von Ozie zurückzuführen.

Man darf in Deutschland nur heiraten, wenn man dafür Gebühren bezahlt. Und dazu muss man selbstverständlich auch zum Standesamt. Es wäre wirklich mal an der Zeit, dass irgendwer etwas erfindet, mit dem man Geld in einer anderen Stadt bezahlen kann, ohne dass man einen Boten beauftragen muss. Das wäre sicher eine unglaubliche Marktlücke…

Wie dem auch sei. Der wichtigere Termin war natürlich dann der zur Eheschließung selbst. Nachdem mein Vater wenigstens angemessen irritiert war, dass ich Krawatte trage, haben wir die Familienzusammenführung mit der minimal benötigten Anzahl an Händedrücken vorläufig abgeschlossen. Das Standesamt empfing uns mit seinem seltsamen bordellroten Eingang und der Warnung, bloß nicht auf die Idee zu kommen, Reis zu werfen. Der Vorraum, den man zu einem Umtrunk nutzen darf, besteht so ziemlich genau aus abwaschbarer Fläche, einem Geländer für den Rollstuhlaufgang und 2 Knöpfen für den Fahrstuhl. Könnte man Romantik in Beton pressen, hätte man wahrscheinlich zugunsten der Sauberkeit auch hier darauf verzichtet.

Meinen alten Herrn übermannten wohl Jahrzehnte zurückliegende Erlebnisse im ersten Obergeschoss, zumindest attestierte er dem Raum „den Mief der 50er“. Meine Schätzung wären die 70er gewesen, trotz recht abstrakter Formgebung und hellen Farben wirkte der Warteraum eher so unterkühlt wie ein durchschnittliches Klassenzimmer. Ozie und ich durften unsere Ausweise und Ringe abgeben, woraufhin hinter den Kulissen wohl alles vorbereitet wurde.

Die Trauung selbst muss wohl vor dem vereinbarten Termin angefangen haben, laut dem Schwob haben wir uns das Ja-Wort „Punkt 12“ gegeben. Dem Voraus ging eine eigentlich ganz passable Rede der Standesbeamtin, die wunderbar versuchte, ihr Schwäbisch zu kaschieren. Ihre Blicke waren zwar sowohl Ozie als auch mir etwas unheimlich, letztlich haben wir aber durchaus den Sinn darin erkennen können: Dass ja niemand in Stuttgart versehentlich heiratet! Wenn ich ehrlich sein soll: Die Rede war zwar ein wenig furchteinflößend, aber sie hat mich nicht einmal davon abbringen können, mich zu fragen, was wohl der endgeile Schreibtisch in dem Trausaal gekostet hat.

Das Ja haben wir beide ohne Zögern gegeben, meines war leider krankheitsbedingt eher ein Krächzen. Alles in allem war die Sache ok, aber dieses exponierte Rumsitzen und belehrt werden war sicher nicht die romantischste Situation in den 6 Jahren Beziehung, das könnt ihr mir glauben. Meinetwegen hätte es aber sowieso ein

„Wolln‘ se?“
„Jo.“
„Unterschreiben sie hier!“

getan. Zum Schluss, nach den Unterschriften, hab ich noch gefragt, wie viele Leute eigentlich mit Nein antworten. Laut der Standesbeamtin bei ihr immerhin schon zwei. Und nach 40 Jahren Berufserfahrung sah sie nicht gerade aus.

Aber irgendwie war es doch interessant, das alles mal erlebt zu haben. Ich muss aber auch sagen: Bisher merk‘ ich es nicht! Und Ozie auch nicht. Verheiratet? Sicher? Kommt da nicht noch irgendwas? Das war es schon?

Hier war es das jedenfalls noch nicht. Der Hauptteil stand uns an dieser Stelle des Textes ja noch bevor: Die Party!

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GNIT-Verweis

Reisen, Röcheln, Riesenkraken 5 gibt es drüben bei GNIT.

Nur so, falls es noch nicht alle mitbekommen haben.

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Evil Evening

Reisen, Röcheln, Riesenkraken 4

Der Abend der Anreise, Mittwoch, ging unspektakulär um 1 Uhr zu Ende. In der WG des Schwob wurden wir liebevoll mit selbst angesetztem Gulasch und nachfolgend Salat und Kuchen empfangen, danach steuerte ich allerdings die Kneipe der letzten Getränke persönlich mit dem Auto an, was gleichzeitig einen Verzicht auf Alkohol und damit eine gewisse Vernunft begünstigt hat. Der Schwob, Ozie, eigentlich alle außer mir klagten da zwar bereits über leichte Kater-Erscheinungen am nächsten Morgen, aber das war nichts im Vergleich zum Donnerstag.

Denn nach der Kochaktion in der WG haben wir das Auto bewusst am Hostel stehen lassen. Mal wieder eine Halbe bestellen! Kann man ja in Berlin nicht, blickt ja keiner. Wir sind ins Schlampazius gefahren, stilecht mit dem einzigen Stuttgarter Bus, der mir je ernsthaft was bedeutet hat, der Linie 42.

Das Schlamp gehört zu den wenigen Kneipen, die so absurd sind, dass man sie im Schwabenländle nie vermuten würde. Mein Vater ist sich sicher, dass dort noch immer die Sofas stehen, auf denen er als Jugendlicher schon saß. Wer schon einmal die Möglichkeit hatte und die drohende Gefahr eines Waschzwangs akzeptieren konnte und sich die Kneipe bei Tageslicht angesehen hat, weiß auch, dass das stimmt. Im Übrigen spielen sie dort auch noch dieselbe Musik. Aber die gute. Seit jenem Donnerstag erst bin ich mir sicher, dass sie dort schon CD’s haben. Analoge Platten klingen anders beim Springen…

Wie dem auch sei: Trotz des nur im Dunkeln ertragbaren Geschirrs machen sie dort gute wilde Kartoffeln. Nach dem dritten oder vierten Bier haben Ozie und ich beschlossen, besser mal wieder was zu essen. Konnte ja 30 Stunden nach Ankunft nicht schaden. Gebracht hat es wenig. Der Plan, vor dem Hochzeitstag pünktlich und nüchtern ins Bett zu gehen, wurde spätestens in dem Moment verworfen, als irgendwer auf die Idee kam, eine Freundin „auf ein Bier“ in einer anderen Kneipe zu besuchen, um sie beim Kellnern zu unterhalten.

Der erste Abend mit Ozies Onkel und Schwester artete also ein wenig aus. Während manch Mitfeierer am Automaten sein Geld verzockte, sprudelte anderswo das Bier in Strömen. Als sich auch noch fremde spendierwütige Menschen einmischten, trank ich sogar Wodka. Hartalk. Ich. Ist schon wieder Schaltjahr gewesen? Egal!

Am Ende haben wir um 2.30 noch Ozies extrem spät ankommende Tante vom Bahnhof abgeholt. Natürlich keineswegs als Selbstfahrer. Denn wozu gibt es Taxen? Wäre ja noch schöner, wenn ich für meinen anderen Blog gar nichts aus der Serie zu schreiben hätte 🙂

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„Nimm diese Babywanne!“

Reisen, Röcheln, Riesenkraken 3

Die perfekte Hochzeitsfeier! Mal ganz ehrlich: Natürlich will sie jeder haben, der eine solche ausrichtet. Was viele dabei vergessen: Die „beste“ muss nicht zwingend die größte, die teuerste oder die lila-rosa-pferdigste sein. Am Besten ist eine Party doch immer dann, wenn sie zu einem selbst und zum Umfeld passt.

Aufgrund unserer eher weniger ponyhofmäßigen Lebensgeschichte haben wir in langen Gesprächen und Abwägungen einen für uns perfekten Weg gefunden. Wir feiern an einer Location, die uns und den meisten Gästen zumindest über Umwege bekannt ist: Der neuen Kneipe meiner Stammgastwirte, nur unweit der ehemaligen WG. Geld sollte bei manch klammem Geldbeutel keine Rolle spielen, die Getränke haben also wir übernommen. Um das Ganze noch bezahlbar und auch persönlich zu machen, haben wir uns eigenhändig ums Essen gekümmert. Wie ich manchmal habe durchscheinen lassen, haben wir deshalb auch die ein oder andere Proberunde gebacken oder gekocht. Zwar würde ich weder Ozie noch mich als unbegabt in der Küche bezeichnen – aber Essen für eine ganze Party zu versaubeuteln ist zweifelsohne wesentlich unschöner, als sich selbst versehentlich einen Löffel Zucker zu viel in den Kaffee zu schütten.

Vor Ort musste dann alles sitzen. Der Mittwoch war schon durch die Fahrt verplant gewesen, der Donnerstag war als Küchentag angedacht. Ein guter Freund, ehemaliger Mitbewohner und nebenbei der demotivierendste Mensch in der Küche überhaupt hat uns sich und sein Equipment zur Verfügung gestellt, was wir neben einem kurzen Sprung zum Standesamt auch den kompletten Tag nutzten. Die meisten Lebensmittel hatten wir bereits aus Berlin im Auto hertransportiert, ein Frischwareneinkauf am Morgen rundete alles ab.

Und so sah die Küchenzeile quasi vor uns aus… Quelle: Sash

Keuchend hab selbst ich es mit unseren Schätzen in eine der zahlreichen Nachfolgerbuden der einzig wahren WG geschafft und binnen erschreckend überschaubarer Zeit hatten wir dann in zumeist Kilogramm-Mengen Bulgur- und Nudelsalat, dazu Zitronenkuchen und Donauwelle. In ebenso unverputzbaren Massen wurde Schnittlauch-Margarine angerührt und am Ende noch Teig für Gemüsebällchen vorbereitet. Dass hier ein Behältnis den Halt verlor, dort ein Beutel explodierte, Gewürze plötzlich unauffindbar schienen und zudem irritierte WG-Mitbewohner sich fragten, wo sie nun frühstücken sollten, versteht sich von selbst.

Die Planung sah eine Fertigstellung erst am nächsten Tag zwischen Standesamt-/Cafépause und Party vor. Ein Zeitpunkt, zu dem ebenfalls Wurst-, Gemüse- und Käseplatte ihrer Entstehung harren durften.

Unser Zeitplan war ohne Frage bestens, aber der Donnerstag Nachmittag hat uns zumindest geistig zu erschöpft hinterlassen. Immerhin sind wir an jenem Vorabend der Hochzeit noch massivst alkoholgestützt abgeschmiert. Zunächst aber hat niemand die Babywanne vermisst, in der der Nudelsalat zwei Stockwerke im Kühlschrank einnahm. Ebenso blieb die ganz oben auf dem Küchenschrank abgestellte Donauwelle (dort wo eigentlich die Babywannen stehen) unangeknuspert. Dass ich an dem Abend trotz angeschlagener Gesundheit dem Biere zugetan war, mag nicht optimal gewesen sein. Ich war jedenfalls in bester Runde.

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Heimat in der Heimat

Reisen, Röcheln, Riesenkraken 2

Der Vorteil daran, in der eigenen Heimatstadt zu heiraten, liegt auch und vielleicht vor allem darin, zu wissen, wo man unterkommt. Das kann bei uns nicht wirklich als Grund gewertet werden. Im Vorfeld und damit im Rahmen der Planung der ganzen Hochzeit haben wir uns erstmals dem ungewöhnlichen Gedanken gestellt, mal nicht auf einer WG-Couch zu übernachten. Die sicher üblichen Überlegungen bezüglich der Hochzeitsnacht haben dabei nur bedingt eine Rolle gespielt und der weitere Verlauf der Geschichte wird zeigen, dass Ozie und ich diese Nacht ohnehin getrennt verbracht haben.

Naja, sachma war nicht gerade begeistert, dass wir sein Raumangebot ausgeschlagen haben, aber wir haben uns mit unserer ganz eigenen Prioritätensetzung entschieden, dieses Mal ein Hostel zu nehmen. Für ein Hotel waren wir gedanklich wohl schon zu sehr in Stuttgart (schwäbisch = geizig, für alle die unter Vorurteilsarmut leiden), aber was „eigenes“ zum Abschließen war irgendwie einer unserer Wünsche.

Und das war gut! So leid es mir für das Ego von sachma tut (ich nehme aber an, er hat das ausgeglichen, indem er einen signifikanten Teil der 53 Whiskys auf der Party-Rechnung zu verantworten hat), uns ging es im Hostel echt prima. Es handelte sich um das Alex 30 Hostel, das in verblüffender Weise unseren Anforderungen entsprach. Klein, gemütlich, familiär im Umgangston, daneben preislich in Ordnung, sauber und gut gelegen. Wirklich schlimm war nur, dass die Zimmer im zweiten Stock lagen. Aber vor unserer Abreise war uns auch noch nicht bewusst, dass meine harmlose Erkältung sich zu einem Fieber-Asthma-Overkill entwickeln würde.

Auf jeden Fall war die Bude gepflegt und anfangs waren wir wohl sogar alleine auf dem Stockwerk, sodass wir uns nicht einmal über die Bad- oder Toiletten-Nutzung beschweren konnten. Als ganz dicken Bonus bot unser Zimmer dann einen Ausblick auf den Ort meiner ersten polizeilichen Durchsuchung:

Es ist etwas leer und trist, aber es ist mein Leben. Quelle: Sash

Aber das ist ohnehin eine Geschichte, die zu ganz anderer Zeit erzählt werden muss. Auf jeden Fall sind wir dort ganz gut untergekommen. Und kurz nachdem wir uns in der Lobby zufällig übers Ja-Sagen unterhalten haben, hatten wir eine Flasche Sekt auf dem Zimmer stehen. Sehr sympathisch, kann ich nur sagen!

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Post, Ämter und Pläne

Reisen, Röcheln, Riesenkraken 1

Bevor sich wieder Leute über Cliffhanger beschweren: Ozie und ich sind von unserem Ausflug ins Schwabenland zurückgekehrt. Wie geplant verheiratet und soweit glücklich. Alles über diesen Ausflug niederzuschreiben wird dauern, deswegen gibt es mehrere Teile. Es will ja auch niemand zu Kaffee und Croissant morgens spontan einen Roman lesen.

A prospos Kaffee: Machen die bei der Post auch was anderes, als Kaffee trinken? Wir haben am Mittwochmorgen das Zweifeln gekriegt. Unsere Reiseplanungen 12 Stunden vor Abfahrt waren eigentlich so umfangreich und präzise, dass wir auch eine Werbetour für den DCF77 aus unserer Fahrt hätten machen können. Punkt 6 Uhr war fast alles Gepäck ins Auto verladen, unserer Abfahrt stand nichts im Wege. Nur die halbherzig abzuhakende Checkliste noch.

Auf dieser Liste befanden sich nur noch die groben Gepäckstücke als Ganzes und zwei oder drei Kleinigkeiten.

Reisetasche? Check.

Bankkarten? Check.

Personalausweise? Äh…

Wir gehören nicht zu dem Personenkreis, der bei jedem Dokumentenverlust gleich den virtuellen Tod vor Augen hat. Ebenso hält sich mein Mitleid mit Deutschland in Grenzen, auch wenn mein Ausweis der Bundesrepublik offiziell gehört. Aber: Ozies Ausweis war weg. Das ist zur Eheschließung unter Umständen ein Problem. Wir sind auf viele Berichte gestoßen, die behaupten, man brauche sie nicht – bei einer Hochzeit 680 km Fahrtweg entfernt vom eigenen Bürgeramt ist man dennoch versucht, möglichst alles im Griff zu behalten und entsprechend der Vorschriften ausgestattet zu sein.

Im Grunde hatte ich als Sash ja zwei Personalausweise, weil ich meinen alten behalten durfte – Wohnort und selbst der Nachname hätten spätestens ab der Hochzeit auch gepasst, so wirklich eine Option schien es uns aber trotzdem nicht. Nur: Wo war dat Dingens hingekommen? Man tut uns kein Unrecht, wenn man uns als unordentlich bezeichnet, aber amtliche Unterlagen verlieren wir nur dann, wenn es sich für uns lohnt.

Die Post! Beim letzten Abholen mehrerer Pakete, erinnerte sich Ozie, könnte es sein, dass sie ihren Ausweis nicht wiederbekommen hat. Unschön. Man kann die Post nun mögen oder nicht: Sie öffnete ihre Pforten einfach mal verdammte 3 Stunden nach unserer geplanten Abfahrt – und keine Sekunde früher. Unser toller Plan, sich in beiden Städten halbwegs aus dem Berufsverkehr rauszuhalten, war damit auch hinfällig. Der weitere Verlauf des Morgens war albern. Die Hotline der Post gab zu verstehen, sie wisse von gar nix und wir sollten mal schön warten, bis die Filiale aufmacht. Als es dann soweit war, sagten die in der Filiale, dass sie jetzt wirklich nicht wüssten, ob da irgendwo ein Personalausweis aufgetaucht sei. Also Ahnung hätten sie keine, aber wenn doch, dann könnte es schon sein, dass jemand den rausgeschickt hätte. Ergo: Vielleicht kommt er irgendwann mit der Post, vielleicht auch nicht.

Ozies ziemlich verzweifelte Nachfrage, ob den bei sowas nicht wenigstens Notizen angefertigt würden, wurde verneint. Aber wozu auch bei so unwichtigen Dokumenten?

Am Ende blieb dann nur noch die letzte Verzweiflungstat: Neuer Ausweis. Auf einen Namen, der noch 2 Tage existent sein sollte. Ein Ausweis, der für seine eigene Abschaffung gedruckt werden würde. Der Inbegriff bürokratischen Wahnwitzes. Bezeichnenderweise hat DAS dann sehr schnell und reibungslos funktioniert. Fünf Minuten fürs Fotografieren des ziemlich fertigen Ozies, zwei Minuten Warten, danach vielleicht sieben Minuten Gespräch mit einer sehr kompetenten und hilfsbereiten Beamtin, die uns den vorläufigen Perso dann sofort überreicht hat. Um 9.40 Uhr sind wir dann auf die Piste geschossen. Gut für den DCF77, dass wir das mit der Werbung doch nicht gemacht haben….

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Reisefieber

So langsam aber sicher sind wir an dem Punkt angelangt, den wir vor einiger Zeit noch nicht einmal in näherer Aussicht hatten: Die Abfahrt rückt näher. Ungeahnte Mengen Gepäck werden in den nächsten paar Stunden ins gleich abzuholende Auto gewuchtet und nach einem kurzen Schläfchen für die allgemeine Fitness werden wir dem Süden entgegen fliegen.

Während unser Nachbar sich hoffentlich liebevoll um die wenigen Pflanzen hier kümmert, werden wir weitgehend unbekümmert Kilometer um Kilometer auf den Autobahnen dieses Landes hinter uns lassen. Die nächsten Tage sind so gut wie verplant- wenn auch mit vielen schönen Dingen. Wenn alles so läuft wie angedacht, dann wird der ganze Trubel von uns abfallen, wenn wir am Samstag Mittag in einem Hotelbett erwachen, die Battle „Reiseapotheke vs. Kater“ austragen und versuchen, uns daran zu erinnern, was wir eigentlich zu feiern hatten.

Unterwegs haben wir zwar mobiles Internet, aber gerade die Zeitplanung – und auch die eingeschränkten Möglichkeiten – werden wahrscheinlich dafür sorgen, dass es hier im Blog kaum Neues geben wird. Wahrscheinlich wird es ein paar Updates von unterwegs geben, diese werden sich aber eher auf die sozialen Netzwerke beschränken. Wo ich letzten Endes mehr poste, ob bei Facebook, Twitter oder Google+, das kann ich jetzt echt noch nicht sagen. Wer sich bisher noch nicht durchringen konnte, mir irgendwo zu folgen, der kann es sich jetzt nochmal überlegen. Denn auch das Kommentieren und Antworten wird definitiv unter unserem Zeitplan leiden…

In letzter Zeit bin ich einiges zu unserem Vorhaben gefragt worden. Herauskristallisiert haben sich insbesondere zwei Fragen:

„Na, schon kalte Füße?“

und

„Worauf freust du dich am meisten?“

Ich nutze die gerade vorhandene Zeit mal eben um zu antworten:

Nein, kalte Füße hab ich nicht. Dabei trage ich jetzt, wo ich das schreibe, nicht einmal Socken. Was die Hochzeit angeht: Wir haben uns das alles gut überlegt und auch wenn es vielleicht wenig romantisch wirkt: Keiner von uns hat den anderen mit einem Wunsch zu heiraten überrascht. Wäre ich überredet worden, könnte ich jetzt vielleicht skeptisch oder ängstlich sein. Dass wir eine gute Entscheidung getroffen haben, zweifle ich aber nach so vielen gemeinsamen Gesprächen über das Thema nicht ernsthaft an.

Worauf ich mich am meisten freue, ist schwer zu sagen. Aber ich will ehrlich sein: Deutlich mehr auf die Party, die Autofahrt und das Wiedersehen mit Familie und Freunden als auf die Unterschrift am Standesamt. Meinen Vater nach (ich glaube) 2 Jahren vor dem Standesamt mal wieder zu treffen, ist ein viel schönerer Augenblick als das Unterzeichnen eines Dokumentes. Mit ein paar Freunden, Bekannten und Kollegen nach Monaten oder Jahren mal wieder unter der Aufsicht meiner Stammgastwirte mit einem Bier anzustoßen wird zweifelsohne ein schöneres Gefühl sein als die schwitzigen Hände am Kugelschreiber einer Beamtin. Und selbst die schwindenden Kilometerangaben auf den Autobahnschildern, die von der Entfernung meiner Heimatstadt künden, sind mit Ozie im Auto weit schöner als bedeutungsschwangere Schritte in ein hässliches Gebäude, bei denen man von allen erwartungsvoll angestarrt wird.

Dennoch ist die Reise, die Hochzeit, die Party, alles einfach ein Grund, sich zu freuen. Ihr werdet sicher noch die ein oder andere Hochzeitsanekdote zu ertragen haben hier – aber eben nicht in den nächsten 100 Stunden. Zumindest wahrscheinlich nicht. 🙂

Und Leute, auch wenn wir heiraten: Wir haben tatsächlich keine größeren Wünsche mehr als die Bücher, Games und CD’s auf der Amazon-Liste von mir – und an dieser Stelle möchte ich eigentlich mehr den vielen Leuten danken, die schon etwas geschenkt haben, als nochmal dafür zu werben… (Gruß an Bernhard 😉 )

Nein, ein Wunsch wäre da noch. Aber der ist fast unerfüllbar: Ich hoffe, dass ihr alle in den nächsten paar Tagen eine ähnlich gute Zeit haben werdet wie ich und Ozie und hoffentlich auch die Leute, die uns persönlich hier und da begleiten, unterstützen oder mit uns feiern. Aber versucht es einfach, habt Spaß!

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