Sie wollen es nicht wahrhaben…

…dass ich arbeite.

Das Jobcenter ist eine seltsame Einrichtung. Wenn wir ehrlich sind, dann ist es vor allem dazu da, Geld auszuzahlen. Daneben ist es Beschäftigungstherapie und Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für die dort Beschäftigten und dient der Regulierung, auf dass auch kein Individuum, das nicht der Lohnarbeit nachgeht, zu viel Geld von der Gesellschaft erhält, der es so gar nichts bringt.

Ich habe mit dem Verein ja nur alibimäßig zu tun gehabt, da ich zum Zeitpunkt meines geplanten Arbeitsantritts berechtig zum Erhalt von ALGII war. Um einen nicht unerheblichen Betrag an Fördergeldern ging es, als ich für ein paar wenige Tage eben jenes ALGII beantragt habe. Um mehr nicht. Zugegeben, die beiden daraufhin erfolgten Auszahlungen habe ich zur Überbrückung bis zum ersten Lohn brauchen können, aber Ziel war das nicht. Naja, [Dankbarkeitsfloskel hier einfügen].

Also hab ich ein paar Hundert Euro von unserem Staat bekommen. Nachdem ich meine Arbeit aufgenommen habe, hab ich artig Bescheid gesagt, dass ich nun kein Geld mehr brauche, weil ich arbeite. Telefonisch. Mir wurde auch bestätigt, dass das so an die Leistungsabteilung rausgeht, und damit ist ja eigentlich alles ok. Ich habe gesagt, ich brauche kein Geld mehr – sie zahlen nichts mehr. Da die nachfolgende Zahlung allerdings schon gebucht war, habe ich für einen Monat ungerechtfertigt Leistungen bezogen. Auch die habe ich gut brauchen können, muss ich aber natürlich zurückzahlen. Kein Thema.

Dachte ich. Recht bald flatterte ein Brief ein, auf den ich antworten sollte: „Ja, ich arbeite, ich verdiene soundsoviel, bitte lassen sie mich in Ruhe!“ Hab ich nicht gemacht, ich böser Bube. Warum auch? Geld bekomme ich seit dem Zeitpunkt eh keines mehr, und damit sollten sie eigentlich zufrieden sein. Ist aber nicht so…

Das heisst: Zufrieden sind sie schon! Sie fordern bislang nicht einmal das zuviel bezahlte Geld zurück. Stattdessen habe ich jetzt eine Erinnerung im Briefkasten, die mir erklärt, ich sei nur bis Ende diesen oder nächsten Monats berechtigt, Leistungen zu beziehen, und ich solle doch meine Nachweise einreichen, dass ich weiter berechtigt bin, Geld zu kriegen. Also die 0 €? Oder wie?

Das ist eine Crux, dass die Leistungsabteilung nicht nur vom Rest der Baggage getrennt lebt, sondern auch noch die schnelleren Entscheidungen trifft. „Sie arbeiten? Das Geld nicht mehr zahlen? Klar, sofort!“ Aber daraus ableiten, dass ich auch sonst nix mit dem Laden zu tun haben will? Niemals! Das muss man schon ordnungsgemäß schriftlich in dreifacher Ausfertigung und mit vom Papst gesegneten Stempel beglaubigen lassen.

Und obwohl ich in mehrfacher Hinsicht Profiteur dieses perfiden Systems bin, finde ich es grausam. Ich meine, es ist an und für sich nicht schlimm, dass sie nur eines Telefonanrufs wegen nicht gleich meine Leistungsberechtigung canceln. Aber zum Einstellen der Zahlungen reicht es also? Mit welcher Logik geht man da ran? Sind die Leistungen also nur zweitrangig für die darauf angewiesenen Menschen? Ich hab so meine Zweifel!

Und wenn wir schon beim Geld sind: Ich bin gerade dabei, angehäufte Schulden abzubezahlen. Würde ich auch mit denen vom Amt machen… aber wie viel denn? Wohin überweisen? Sagt mir ja keiner, denn: Noch darf ich das Geld ja offiziell haben… kaputt, das alles. Echt kaputt.

5 Comments

Filed under Politik

5 Responses to Sie wollen es nicht wahrhaben…

  1. Michael

    Warum nimmst Du nicht ein möglichst geduldiges Stück Papier, schreibst Namen und Adresse drauf, erklärst, dass Du kein Geld mehr brauchst, weil Du selber welches hast und legst es auf ein Fax (vom Chef zum Beispiel), dieses Fax liegt dann bei der arge und irgendjemand muß es bearbeiten…..
    Wenn ich mit einer Behörde/Firma/Krankenkasse nicht klarkomme, mache ich das immer so, die haben dann da ein Blatt Papier rumliegen, das einfach stört und Dir können sie kein Versäumnis vorwerfen.

  2. Das ist bestimmt ein guter Ratschlag von Michael. Am besten ist wohl auch, du schickst ihnen mehrere Faxe mit immer demselben Inhalt. Dann werden sie so verrückt, dass sie deinen Fall möglichst schnell zu Ende bearbeiten, alle Faxe abheften und dir Bescheid geben, dass sie von dir nichts mehr wollen…und du sie in Ruhe lassen sollst.

  3. @Michael:
    Gar keine schlechte Idee eigentlich. Das hat wirklich was! Ich weiss noch nicht, wo ich faxen sollte, aber die Idee gefällt mir 🙂

  4. @Sica:
    Auch eine gute Idee! Aber ob sie das wirklich aus dem Konzept bringt und zu irgendwas bewegt? Ein bisschen immun gegen Einwände von außen sind die da ja schon meistens…

  5. Also ich habe mir mal die Zeit genommen und ein wenig in deinem Blog gestöbert… Sehr viel Gedankengut, was Du hier präsentierst. Bei einigen Sachen bin ich voll deiner Meinung und bei Dir. Das Problem mit dem Amt ist aber ein Bundesweites, das glaube mir. Beste Grüße

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