Monthly Archives: September 2008

Ausufernde Hilflosigkeit

Hallo Herr Schäuble!
Sorry, der Gag ist inzwischen zwar fast verboten alt, aber ich konnte ihn irgendwie nicht links liegen lassen. Am 11. Oktober findet in Berlin einmal mehr eine Demo gegen den Überwachungswahn statt. Ich habe vor, hinzugehen, und dementsprechend kann ich das ja auch kund tun – schließlich halte ich es für eine gute Sache.
Nun habe ich hier im Gegensatz zu alten Blogs von mir ein Problem: Ich habe inzwischen einen ganzen Haufen Leser, der nicht – wie ein guter Teil meines Freundeskreises – aus der linken Szene kommt. Allzu viele Konservative oder gar Rechte werden sich zwar sicher nicht finden, aber irgendwie habe ich den – vielleicht und hoffentlich unbegründeten – Verdacht, dass der ein oder die andere sich wundert, weswegen ich bisweilen mit radikal linker Propaganda auffalle. Nun, ich interessiere mich nun einmal für Politik, für Wirtschaft, für Medien und die Gesellschaft. Ich habe mir meine Meinung gebildet, und ich bin im Nachhinein froh, dass dies abseits von CSU-Parteitagen oder gar den Bierzelten der freien Kameradschaften war.
Ich bezeichne mich selbst als radikalen Linken, wenngleich ich noch nie einen Polizisten geschlagen habe, alle kommunistischen und sozialistischen Systeme für menschenfeindlich und Oskar Lafontaine für ein Arschloch halte. Ich glaube nicht einmal daran, dass alle Politiker Deppen sind, die viel zu viel Geld fürs Nichtstun kriegen, und ich bin mir sicher, dass wir nicht gezielt von irgendeiner dubiosen Organisation oder Wirtschaftsverschwörung verarscht werden.
Ich glaube eigentlich nur, dass Menschen meistens egoistisch sind.
Das alleine reicht meiner Meinung nach mit ein bisschen evolutionärem Wachstum aus, um die offensichtlich unbefriedigende Gegenwart zu erschaffen.
Und eigentlich will ich nur, dass es irgendwann wenigstens für die paar armen Idealisten, die sich nicht deswegen präventiv einsperren lassen wollen, einen wirklichen Raum gibt. Ich hab die Welt nicht erfunden, und ich hab nicht alles von ihr gesehen. Vielleicht bin ich ja der Irre, weil ich es mir vorstellen kann, mit anderen friedlich zusammenzuleben, aber irgendwie liegt es wohl tief im menschlichen Innern, die Hoffnung nicht aufzugeben.
Genau deswegen will ich auch nicht widerstandslos hinnehmen, dass mich ein frustrierter Rollstuhlfahrer* auf Schritt und Tritt überwacht. Ich gebe im Internet eine ganze Menge preis von mir. Ich bin zweifelsohne ein offener, kommunikativer Mensch. Irgendwo habe ich allerdings auch Grenzen, und ich sehe einfach nicht ein, diese niedrige Hürde jetzt zu Boden zu schmeißen, damit irgendein Dr. S. darüber hinweg rollen kann.
Ich bin ein mäßig begabter Arbeitsloser mit Abitur, und ich bin mir sicher, dass ich es auch nach Einführung der Online-Durchsuchung schaffen würde, eine Bombe zu bauen und einzusetzen, wenn ich mich denn trauen würde es vorhätte.
Aber interessiert das gerade noch? Geht es wirklich darum bei all den Vorhaben? All das, was gerade in Planung ist oder in den letzten Jahren an Möglichkeiten zur Überwachung geschaffen wurde, wurde doch nur durchgesetzt, um den aufgeschreckten Menschen zu suggerieren, dass mit dem nächsten Schritt garantiert endlich alles sicher sei. Warum denkt denn da niemand drüber nach? Selbst das Leben in einer hermetisch abgeriegelten Gummizelle kann noch ein vorschnelles Ende nehmen – wenn zum Beispiel die Belüftung versagt.
Absolute Sicherheit ist eine Utopie. Man kann sich ihr vielleicht asymptotisch annähern, aber das war es dann auch schon wieder. Doch je näher wir uns dieser tollen Sicherheit nähern, desto lebensunwerter wird die Welt, weil sämtliche Freiheiten auf dem Weg verloren gehen.
Mal ein seltenes Beispiel zum Thema Sicherheit und Lebensqualität: Ich und mein Bruder sind schon seit inzwischen weit über 10 Jahren leidenschaftliche Gelegenheits-Dartspieler. Wir haben uns aber damals alleine keine Darts kaufen dürfen – die gab es nämlich nur im Waffengeschäft.
Der ein oder andere mag das für unsinnig übertrieben halten, denn wer beschwert sich denn bei den aktuellen Debatten? Vermummte Demonstranten! Da haben wir’s doch!
Nun muss ich gestehen: Ich war auch schon vermummt auf Demonstrationen. Und ich wäre es heute noch – aber leider lassen sich 2,03 m nicht mehr so locker mit einer Vermummung verstecken. Falls es irgendeinen interessiert: Ich war nie vermummt, um unerkannt Steine zu werfen oder Polizisten zu schlagen. Ich habe mich über dieses Verbot, bei öffentlichen Veranstaltungen das Gesicht zu verdecken, hinweggesetzt, weil die Polizei sich ihrerseits über das Verbot hinwegsetzt, Demonstrationen präventiv zu filmen. Und: Wenn sie sich über dieses Verbot ständig hinwegsetzen, wer garantiert mir dann bitte noch die Löschung, die nicht erfolgende Auswertung? Ganz abgesehen davon, dass ich nie vorhatte, in einer Liste der Anti-Antifa mit einem Portraitfoto aufzutauchen.
Und dieses „Wer nichts getan hat, der hat auch nichts zu befürchten“ kann ich nicht mehr hören. Ich möchte auch mit einer zerissenen Hose nicht gefilzt werden. Genau wie jeder Anzugträger auch. Ich will nicht, weil ich auf einer linken Demo Fotos mache, dass die Cops meine Unterwäsche in meiner Wohnung durchwühlen. Genau wie jeder CDU-Wähler auch.
Nachdem ich – noch mit langen Haaren – binnen „kürzester Zeit“ die fünfte Drogenkontrolle bei der Arbeit (als Fahrer) hatte, habe ich den Beamten mal gefragt, ob sie eigentlich extra Langhaarige anhalten. „Wir haben da unsere Kriterien“, hat er immerhin zugegeben. Respekt! Die einzige Droge, die ich regelmäßig konsumiere, ist Alkohol – und ich hab nicht ein einziges Mal blasen müssen. Stattdessen in Hinterhöfen unter Aufsicht in ein Becherchen pinkeln. Oder Verrenkungen machen, die ich auf einer Party spaßeshalber nach 9 Bier noch hingekriegt habe. Das hat der Sicherheit enorm geholfen, denn sie hatten ja ihre Kriterien. Und die waren ähnlich sinnig, wie all die, die jetzt eingeführt werden.
Was würde ich wohl an Privatsphäre einbüßen, wenn ich Achmed heißen würde, und mir mein reicher iranischer Onkel jedes Jahr 15.000 € schicken würde, damit ich im schönen Deutschland ungestört und ohne BaFög studieren könnte?
Ich will es mir nicht einmal ausmalen!
Und glaubt mir: Wenngleich ich hier offen über meine finanziellen Verhältnisse und meine WG schreibe, wenngleich ich meine Meinung zu gesellschaftlichen Themen kundtue und vielleicht sogar das ein oder andere Mal ein paar Worte über meine Freundin verliere… dann heisst das noch lange nicht, dass es tolerabel wäre, ein paar Beamte in Pullach oder eben hier in Berlin zu wissen, die sich darüber unterhalten, ob das mit meiner Freundin denn ernst wäre, weil in den letzten drei von mir heruntergeladenen Pornos nur blonde Frauen vorkamen. Wenngleich dieses Beispiel fiktiv war, so macht es doch hoffentlich klar, was ich meine.
Meine Finanzen beispielsweise sind zwar mager, aber noch letztes Jahr habe ich trotz einem monatlichen Einkommen von unter 1000 € ein Geflecht von 8 Konten. Das war Verplantheit kombiniert mit einem sehr gut organisierten Leben (Sparkonten, geschäftliche Konten, Gehaltskonto, Privatkonto, WG-Konten etc…)
Was glaubt ihr, was ich froh bin, dass ich deswegen bei der Agentur für Arbeit keinenTermin hatte. Das hätte ich doch jemandem mit anderem Lebensstil kaum begreiflich machen können, ohne dass der vermutet, ich will irgendwas verschleiern.
Und jeder von uns hat so seine Macken, die einem vielleicht bei falscher Betrachtungsweise falsch ausgelegt werden könnten.
Sollte es irgendwann einmal hier in der Gegend einen Massengentest geben, dann könnt ihr sicher sein, ich gehe nicht hin. Ich verbürge mich meinetwegen, auffindbar zu bleiben, bis sie den Kinderschänder oder whatever gefasst haben – aber ich werde nicht so blöd sein, mich in eine Datenbank eintragen zu lassen, bei der ich nicht weiss, ob in zehn Jahren nicht doch meine Krankenkasse Zugriff drauf hat, welche mir dann per Formbrief erklärt, dass  ich in drei Jahren wegen der genetischen Veranlagung ein Pflegefall bin und sie mich deshalb ausschließen. (Das war überspitzt, ich geb’s zu!)
Und damit bin ich in meinem Freundeskreis schon heute eine Ausnahme: Die meisten wurden nämlich unter Zwang (ja, ich meine körperliche Gewalt) erfasst, weil sie die Dummheit besaßen, sich irgendwo auf Demos einkesseln und festnehmen zu lassen.
Ist es wirklich so verwerflich, dagegen zu sein? Öffne ich grenzenloser Brutalität und Kriminalität die Türe, nur weil ich der Meinung bin, die Gesetze gehen schon viel zu weit? Ich glaube es nicht, denn wenn Überwachungskameras erfolgreich wären, dann wären doch seit mindestens zehn Jahren wenigstens die Bahnhöfe und Flughäfen völlig entkriminalisiert. Dass dem nicht der Fall ist, verleitet mich zur Annahme, dass es immer wieder Gewalt aus dem Affekt heraus geben wird, gegen die Prävention machtlos ist.
Also lassen sie mir doch bitte meine Freiheiten, Mister Wheelchair!!!

Ich dachte, ein eigener Text ist sicher überzeugender als ein paar oft gehörte Phrasen, deswegen hier noch einmal:

Demo in Berlin
11. Oktober 2008
Treffpunkt: 14.00 Uhr Alexanderplatz
www.freiheitstattangst.de

* Ich habe nicht vor, Herrn Schäuble auf seine Verletzung zu reduzieren und ich habe vier verdammt geile Arbeitsjahre im Behindertenfahrdienst hinter mir und seitdem wirklich die Vorurteile gegen Behinderte besiegt. Anspielungen lediglich auf die geistigen Schwachstellen – um die es natürlich geht – wären schlicht und ergreifend zu uneindeutig, um viele leicht verständliche Synonyme für diesen Menschen zu finden, deswegen habe ich so oft auf seinen Rollstuhl angespielt.

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Irrlichtern mit bild.de

Dass bild.de gerne über unerklärliche Phänomene berichtet, ist nicht neu. Genauso wie die meisten der Phänomene selbst. Heute sind die Orbs dran. Unter dem Titel „Das Geheimnis der Orbs – Woher kommen die kleinen weißen Flecken auf Fotos?“ wird grob resümiert, was alles von Spinnern in die Flecken – die so ziemlich jeder kennen dürfte – reininterpretiert wurde. Die Antwort steht detailliert bei Wikipedia und war dort seit der Artikelerstellung am 9. Januar 2007 schon als Effekt bei der Fotografie eingetragen. Dieser scheint heutzutage sehr gut erklärt und wird bisweilen sogar absichtlich hervorgerufen.
Damit aber nicht genug. Der bild.de-Artikel beruft sich auf  einen Artikel im „angesehenen“ Berliner Tagesspiegel, auf den natürlich nicht verlinkt wird. Das wäre auch zu kontraproduktiv, denn der Tagesspiegel-Artikel nimmt sich des ganzen Okkultismus um die Flecken mit sehr ironischem Unterton an und verweist deutlich auf die wissenschaftliche Erklärung, die vereinfacht mit „Lichtreflektionen von Staubkörnern“ selbst für Laien nicht sonderlich aufregend aufbereitet werden kann. Außerdem wäre es wahrscheinlich peinlich für die Unkreativen Bilderlinge, wenn der geneigte Leser ohne Umweg erfahren würde, dass der Titel des Artikel – huch – auch „Das Geheimnis der Orbs“ lautet.

Und nun machen die Schreiberlinge von bild.de etwas recht perfides: Sie nutzen den unverlinkten Artikel, um ihre Geisterstorys glaubwürdiger zu machen.

bild.de schreibt nämlich:
„Woher stammen die rätselhaften Kugeln? Dieser Frage ging der angesehene Berliner „Tagesspiegel“ diese Woche nach. „In Altbauten oder verwunschenen Häusern fotografiert man Orbs am häufigsten“, heißt es dort. Die spannende These: Sind es verwaiste Seelen, die sich von dieser Welt noch nicht lösen konnten?“

Nun der fragliche Part im Tagesspiegel-Original:
„In Altbauten oder verwunschenen Häusern fotografiert man Orbs am Häufigsten – das ist im Internet zu lesen. Es ist voller Zeugnisse dieses „okkulten Phänomens“. In den Tiefen des Webs endet der Spuk aber auch. Denn die wissenschaftliche Erklärung der Orbs ist eine runde Sache – und überzeugend dazu.“

Hier wird also suggeriert, der angesehene Tagesspiegel vertritt die These, es handele sich um Seelen, die (das finde ich ja die geilste Theorie, die kurz darauf folgt) die Kugelform wählen, um energiesparender zu reisen.

Danach vermeldet bild.de, dass „Mystery-Forscher“ Hartwig Hausdorf die Theorie „bestätigt“. Dabei sagt der anscheinend auch „nur“: „Tatsächlich gibt es die Idee…“ Natürlich graben sie noch einen anderen Esoteriker aus, der der Meinung ist, Orbs seien Wesen. Dummerweise hat der auch noch in Physik promoviert und verleiht dem ganzen mit einem eigens geschriebenen Buch so etwas wie „wissenschaftliche Untermauerung“.

Zum Schluss lassen die Bildianer allerdings auch nichts anbrennen, erwähnen die wissenschaftliche Erklärung, die sie widerum als Behauptung abtun.

Die letzten Zeilen bei bild.de:
„Oder ist das alles nur schnöder Staub? Fotoexperten behaupten, dass erst seit dem Siegeszug der Digitalkameras auch die Orbs in Massen auftreten. Weil das Blitzlicht sehr nah an der Linse angebracht sei, würden viel öfter als früher Staubpartikel sichtbar. Aber werden wir nicht alle irgendwann zu Staub..?“

Der letzte Satz wäre zwar für Lyrik nicht unpassend, ich frage mich allerdings, ob sich die Autoren mal überlegt haben, was sie da eigentlich geschrieben haben. Der Artikel endet so mit der These, dass es zwar schon alles Staub sein könnte, aber das ja nicht bedeute, dass es nicht dennoch die Toten sein könnten. Physikalisch und biologisch grenzwertig, denke ich – und selbst die Esoteriker sollten von der Idee angepisst sein.
Aber was soll’s?
Die Frage „Woher kommen die weißen Flecken auf Fotos?“ wollte sicher eh niemand beantwortet haben, oder?

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Unbefriedigt?

Der Typ, der bei mir landete, weil er „Penis in Ameisenhaufen Bilder“ eingegeben hat, ist offenbar wieder da. Gestern besuchte mich jemand, der nach „Penis in Ameisenhaufen was machen Ameisen“ gesucht hat.
Für alle, die in Zukunft etwas zu diesem Thema wissen wollen, will ich doch gerne einmal einen kleinen Eintrag schreiben. Bilder gibt es hier zwar nicht, aber vielleicht kann ich ja trotzdem helfen.
Meiner bescheidenen Meinung nach ist es ein recht sinnloses Unterfangen, sein Geschlechtsteil in einen Ameisenhaufen zu hängen oder zu stoßen. Zum einen beeinträchtigt das nicht wenige Ameisen in ihrer Lebensqualität, zum anderen bin ich mir auch ohne empirischen Beweis recht sicher, dass der (vermutlich erwartete) Lustgewinn sich trotz der enormen Anzahl an Krabbeltieren nicht einstellen wird. Selbst wenn der Schmerz durch hohldrehende Insekten, die wie blöde ihre Säure als Waffe einsetzen, das Ziel wäre, so ist das doch wesentlich einfacher durch das Einreiben des entsprechenden Körperteils mit ein paar frischen Habanero-, oder – für die ganz harten – Jolokia-Chilis zu erreichen. Dies hat insbesondere den Vorteil, dass man nicht dem Förster Rede und Antwort stehen muss, wenn dieser ungläubig fragt, was man sich davon erhofft, Ameisen zu beweisen, dass auch der Mensch evolutionär nicht in einem Stadium ist, das es zu erreichen lohnt.
Ich habe entgegen jetzt sicher auftretender Vermutungen gar kein Problem mit außergewöhnlichen Sexualpraktiken, wenngleich ich der Meinung bin, dass die eigenen Extremitäten (meinetwegen in Kombination mit Hausrat) genügend Abwechslung für einsame Stunden bereithalten.
Da aber die Vergewaltigung ganzer Völker auch im Tierreich sicher nicht zur feinen Art gehört, möchte ich dennoch die Bitte loswerden, die entsprechenden Neigungen vielleicht doch lieber vor dem Bildschirm mit züchtigen Tierdokus von Sielmann und Co auszuleben.

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Ooooh! Aaaah! Wie schöööön!

„Bild-Bashing“, so habe ich heute gelesen, ist out. Langweilig. Will keiner wissen. Hmm? Vielleicht. Es macht aber dennoch einen Heidenspaß. Denn schon das Suchen nach Stoff ist bei Bild und bild.de von besonderer Güte.
Man wird zum Beispiel extrem schnell fündig – und das sind Erfolgserlebnisse, die man mit der Zeit einfach braucht. Ich mache hier ja nicht bildblog2. Mir fehlen Zeit und Erfahrung, um mit den Herren Niggemeier, Heinse und co. mithalten zu können. Meine Kurzrecherchen finden nur im Netz statt, und ich finde es nicht schlimm, dass ich meistens die Themen von bildblog gar nicht erst aufgreife, weil ich da gar nichts neues erzählen könnte.

Desweiteren ist die Bandbreite der Verfehlungen bei Bild so enorm. Mal sind ganze Inhalte falsch oder schlichtweg inhaltlich null, mal gibt es Frechheiten und mal Gesetzesverstöße. Man kann sich eigentlich jeden Tag aussuchen, was man thematisieren möchte.
Heute kommt mal wieder was eigentlich langweiliges. Bild hat „die schönsten Deutschen“ gekürt. Irgendeine ominöse „Bild-Jury“ hat ein Ranking aufgestellt, welche Promis die attraktivsten sind. Solche Listen sind ja weder bei Bild, noch sonst irgendwo neu – aber immer wieder völlig nichtssagend. Insbesondere, wenn eine „Jury“ dies bestimmt. Aber im Endeffekt geht es auch hier wieder nur um die Klicks, die mit den zwei (nach Geschlechtern getrennten) Bildergalerien generiert werden sollen, um eine möglichst hohe Attraktivität des Angebotes vorzugaukeln. Da muss der inhaltliche Anspruch eben ein bisschen leiden. Was soll’s?

Erstaunlicherweise sind die Kandidaten durchaus bunt zusammengewürfelt, wenngleich ich meine Zweifel habe, dass irgendein journalistischer Wert damit geschaffen wurde, Cosma Shiva Hagen und Sebastian Koch zu den schönsten Deutschen zu ernennen.
Man darf sich wieder einmal fragen, wessen Geistes Kind Journalisten sind, die (zum Beispiel)

  • Jogi Löw zum drittschönsten Mann Deutschlands machen, weil er „die Jungs im Griff“ hat und seine Hemden immer gebügelt sind.
  • Rudi Assauer auf den zehnten Platz hieven.
  • Wladimir Klitschko als dreizehnten noch vor Til Schweiger packen.
  • überhaupt auf die Ideen kommen, Reinhold Robbe und Helmut Schmidt hätten irgendwas dort zu suchen.
  • allen Ernstes den Sekretär des Papstes auf Platz 26 unterbringen.
  • ausgerechnet das Gebiss bei Jürgen Vogel toll finden.
  • Boris Becker in die Liste übernehmen und ihm dort dafür danken, dass er hoffentlich bald seine Freundin heiratet.
  • Franz Josef Wagner ernstlich ausgerechnet dort unterbringen, wo er außer… ähm… Inspiration sicher nichts zu suchen hat.
  • ausgerechnet unter einem Foto, auf dem braune Haare zu sehen sind, anfangen, Cosma Shiva Hagens schwarze Haare zu lobpreisen.
  • Esther Schweins wie folgt charakterisieren: „Die schönste „Rote“ des Landes (lebt auf Mallorca)“
  • Platz 30 dafür vergeben, ein Klon von Heidi Klum zu sein (das ist ernstlich die zusammengefasste Beschreibung von Lena Gercke)
  • mit Lilo Pulver auf Platz 35 vielleicht doch ein bisschen das richtige Jahrhundert verfehlt haben.

Bleibt noch die Bildüberschrift, die bei den Frauen lapidar „50 Frauen“ lautet, bei den Männern „50 deutsche Männer“. Die teilweise sexistische Untertitelung kann man sich wahrscheinlich locker denken, ohne dass ich sie detailliert kritisieren muss.
Alles in allem mal wieder ein schönes Beispiel für eine Ladung Null-Information, garniert mit schönen Fotos, die mit jedem interessierten Leser über 100 Page-Impressions schafft. Ach, ist das schöööööööööööööööön….

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Kleine Absurditäten

So, endlich kann ich mich mal wieder im Netz umsehen. Durch das übliche Lesezeichen-Durchforsten bin ich über diesen Artikel bei hype^2.0 auf dieses windige Portal gestoßen.  Scheint nicht so sonderlich erfolgreich – oder eben im Aufbau zu sein. Dort habe ich dann dieses schöne Angebot gefunden. Kann mir jemand sagen, was mich daran irritiert?

So gesehen kaufe ich öfter kostenlos ein..., Screenshot: plexgo.de

So gesehen kaufe ich öfter kostenlos ein…, Screenshot: plexgo.de

 

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Das Paradoxon lebt weiter…

Ich bin ja nach wie vor immer recht gut im Bilde über die Statistiken bei meinem Blog. Insbesondere nach längeren Abwesenheitsphasen ist das ja auch so uninteressant nicht. Und wie auch die letzten Male, habe ich auch nun wieder festgestellt, dass ausgerechnet am letzten Tag meiner Abwesenheit mein Blog die höchste Besucheranzahl in der gesamten Zeit hatte.
Vielleicht erklärt es sich ja mit Suchtverhalten!? Je länger ich offline bin, desto energischer wird nach neuen Beiträgen gefahndet? Ich finde diese Erklärung für mich immer noch angenehmer als diese „Der Blog ist am Besten, wenn ich nict schreibe…“-Geschichte. Aber werde ich es je erfahren.
Was ich unbedingt noch erwähnen wollte, ist, dass ich in der letzten Woche einmal gefunden wurde, als jemand bei google nach „Penis in Ameisenhaufen Bilder“ gesucht hat. So sehr ich mich darüber freue, dass dieser Blog so langsam einen ganz passablen Bekanntheitsgrad hat, so sehr wundere ich mich das ein oder andere Mal, wonach manche Leute suchen…

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Für Arcor-Kunden

Bei der Anmeldung an der Hotline wird irgendwann gefragt, ob man zustimme, dass das Gespräch aufgezeichnet wird. Normalerweise akzeptiert die Spracherkennung als positive Bestätigung ausschließlich ein glockenklar gesprochenes „Ja!“. Alles weitere wird kommentiert mit „In Ordnung. Ihr Gespräch wird nicht aufgezeichnet.“ Selbst „Aaaa!“ oder „Yo!“ funktionieren normalerweise nicht (heute hat „yo“ das erste Mal geklappt).
Was dagegen offenbar (zweimal getestet) als „Ja“ durchgeht, ist: „Fick dich!“

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